#4 Garn ist Garn - oder auch nicht.

#4 Garn ist Garn - oder auch nicht.

Garn ist Garn und Wolle ist… WHAT?

Wer kennt das nicht? Die neue Anleitung ist gekauft, die Wolle bereits gut abgelegen, wie King Charles Chardonnay, längst reif zum Verstricken. Also schwups, schnell noch die Anleitung ausgedruckt und los geht’s … ähm, was? „4ply und Lace held together und dann hast du ein Sport bis DK.“ Okay, damit haben wir jetzt aber nicht gerechnet. Alles auf Anfang und nochmal den Wollvorrat durchsuchen (liebevoll Stash Diving genannt).

17 Flüche und Schwüre später ist man dann auf dem Weg ins Wollgeschäft oder zum Handfärber des Vertrauens, um das gute Stück endlich anschlagen zu können, denn Ply oder Lace stand leider auf keinem der gehorteten Wollschätze.

Dort angekommen flötet die/der Besitzer*in dir schon von weitem entgegen: „Kaffetschi?“ Ja, man kennt sich.

Erleichtert, dass man 4ply, Lace und Co. dort natürlich in der Lieblingsfarbe parat hatte, führt einen der Weg mit vollem Täschchen und leerem Geldbörserl nun endlich in Richtung Cast-on, wie das so schön auf den sozialen Medien genannt wird.

Um nun etwas Licht in die Sache zu bringen und die Wissensdatenbank etwas zu füllen, schauen wir uns diese Begriffe etwas genauer an.

Was bedeutet „Ply“ eigentlich?

„Ply“ heißt auf Englisch so viel wie Schicht oder Lage. Früher war das kinderleicht: Ein Faden war ein Faden – immer gleich dick. Also konnte man gemütlich sagen: „Das hier ist 2-ply, 4-ply oder 8-ply“, und alle wussten sofort, wie dick das Garn ist.

Heute… tja, heute ist Garn ein kleines Chamäleon. Einfädig kann hauchzart oder kuschelig dick sein, und ein „4-ply“ kann plötzlich aus 10 oder 20 Fäden bestehen. Kurzum: Die alte Regel hat sich ein bisschen verabschiedet und macht jetzt nur noch halbwegs Sinn – aber in Großbritannien, Australien und Neuseeland hält man tapfer daran fest.

Merke: Ply sagt dir, wie viele Fäden miteinander verzwirnt sind – aber längst nicht mehr zuverlässig, wie dick dein Garn wirklich ist. Garne sind wie Menschen: Man sieht ihnen nicht immer an, wie viel in ihnen steckt. 😄

Lace – die feine Diva unter den Garnen

„Lace“ heißt auf Deutsch „Spitze“ – und genauso fühlt es sich auch an: federleicht, ultradünn und manchmal ein bisschen zickig. In diese Kategorie fallen mehrere Garnstärken:

  • Thread – so dünn wie Nähgarn oder feines Häkelgarn der Stärke 10 Perfekt, für Spitzenkönige und innen.

  • Cobweb – In Großbritannien und Australien auch liebevoll „1ply“ genannt. Man könnte fast durchschauen.

  • Laceweight – meistens etwa so dünn wie „2ply“. Der Name ist aber ein bisschen flexibel und wird gerne für alles verwendet, was für Spitzenmuster geeignet ist.

  • Light Fingering – ungefähr 3ply. Manche britische Hersteller nennen es auch „Baby weight“ – klingt niedlich, strickt sich aber schon wie ein „großes“

Spannend: Lace-Garne werden oft mit größeren Nadeln gestrickt, damit das Muster richtig atmen kann. Wichtig ist eine Maschenprobe – ja, auch wenn wir alle ungern Maschenproben machen. Mit Nadeln zwischen 1,5 und 2,5 mm solltest du so ungefähr 32–40 Maschen auf 10 cm bekommen.

Lace ist zart – aber nicht zu unterschätzen. Einmal eingestrickt, entwickelt es echten Diva-Charme. 💕

Super Fine oder Fingering – die Allrounderin für Socken & Co

„Super Fine“ ist eine US-Bezeichnung und entspricht in etwa dem, was viele von uns als Fingering, 4ply oder Sock Weight kennen. Perfekt für Socken, Tücher und feine Oberteile – aber Achtung: Der Begriff „Sock Weight“ ist nicht streng genormt. Jeder Hersteller hat da ein bisschen seine eigene Meinung.

Deutsche Hersteller nutzen oft Bezeichnungen wie 4-fach oder 6-fach. 4-fach entspricht in etwa 4ply. 6-fach hingegen ist schon deutlich dicker und wandert eher in Richtung Sport bis DK, also eher 3,5–5 mm Nadeln.

In Großbritannien werden sowohl 3ply als auch 4ply gerne als „Baby Garne“ verkauft – aber auch hier kann die Dicke wild variieren. Manche Hersteller packen diese Baby-Qualitäten zusätzlich in Kategorien von 0 bis 3.

Für eine Maschenprobe liegst du mit 2,75–3,5 mm Nadeln gut – idealerweise kommen dabei 27–32 Maschen auf 10 cm heraus.

Was bedeutet „Fingering“ – und woher kommt das Wort?

„Fingering“ ist eine traditionelle englische Bezeichnung für eine Garnstärke – und hat nichts mit Fingern im wörtlichen Sinn zu tun. Der Begriff stammt aus der historischen Textilwelt, wo Garne oft danach benannt wurden, wofür sie gedacht waren.

„Fingering yarn“ war ursprünglich ein dünnes Garn, das sich leicht mit den Fingern verarbeiten ließ, besonders für feine Strickarbeiten, Spitzenmuster und leichte Kleidungsstücke. Es war weich, glatt und gut kontrollierbar – also ideal für „finger-friendly“ Arbeiten.

Mit der Zeit hat sich „Fingering“ als feste Garnstärke etabliert und bezeichnet heute alles, was im Bereich Super Fine / 4ply / Sock Weight liegt.

Kurz gesagt:

Fingering = ein altes Wort für feines, fingerfreundliches Garn, das sich bis heute in der Strickwelt gehalten hat.

Was bedeutet die Garnstärke „Fine“ oder auch Sport?

„Fine“ bezeichnet eine Garnstärke, die in den USA auch als Sport oder Sportweight bekannt ist. Im australischen System entspricht sie ungefähr 5ply. Ein exaktes britisches Pendant gibt es nicht, da sich das dortige System etwas anders entwickelt hat.

Für diese Garnstärke ergibt eine Maschenprobe mit 3,25–3,75 mm Nadeln in der Regel 24–27 Maschen auf 10 cm. Grundsätzlich können für Fine-Garne auch 3,5–4,5 mm Nadeln verwendet werden, je nach Projekt, gewünschter Struktur und Strickfestigkeit auch größer oder kleiner. 

Fine liegt also angenehm zwischen Fingering und DK – vielseitig, gut kontrollierbar und ideal für leichte Pullover, Tücher und Kleidungsstücke mit etwas mehr Substanz.

Was bedeutet die Garnstärke „Light“ oder DK?

„Light“ bezeichnet eine Garnstärke, die oft als DK oder Double Knitting bekannt ist. Im australischen System entspricht das ungefähr 8ply. In den USA gibt es keine direkte Entsprechung, obwohl der Begriff „Light Worsted“ gelegentlich für ähnliche Garne verwendet wird – aber ohne festen Standard.

Bei dieser Garnstärke ergibt eine Maschenprobe mit 3,75–4,5 mm Nadeln in der Regel 21–24 Maschen auf 10 cm. Generell lassen sich für DK-Garne 3,5–5,5 mm Nadeln verwenden, je nach gewünschter Struktur und persönlicher Strickweise.

Woher stammt der Begriff DK?

DK bzw. Light ist damit eine sehr vielseitige, weit verbreitete Garnstärke – ideal für Pullover, Cardigans, Accessoires und Projekte mit einer schönen, klaren Maschenstruktur.

Der Begriff „Double Knitting“ hat seinen Ursprung in der englischen Stricktradition und geht auf eine Technik zurück, die mit zwei Fäden gleichzeitig gearbeitet wurde. Ursprünglich bezeichnete „double knitting“ nicht die Garnstärke, sondern eine Stricktechnik, bei der man zwei Lagen Stoff gleichzeitig erzeugt – zum Beispiel für besonders warme, reversible Stücke wie Jacken, Westen oder Decken.

Mit der Zeit hat sich der Begriff jedoch in der Alltagssprache verschoben:

In Großbritannien begann man, bestimmte Garne, die sich gut für diese doppellagige Stricktechnik eigneten, als „Double Knitting yarn“ zu bezeichnen. Diese Garne hatten eine mittlere Stärke – nicht zu dünn, nicht zu dick – und funktionierten besonders gut für engmaschige, haltbare Projekte.

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich daraus ein feststehender Begriff für eine Garnstärke entwickelt: „DK“ oder „Double Knitting yarn“, heute weltweit als Bezeichnung für eine mittlere Garnstärke verwendet, unabhängig davon, ob man tatsächlich double-knitted oder ganz normal glatt rechts strickt.

Kurz gesagt:

Double Knitting stammt aus einer traditionellen Stricktechnik, wurde später aber zur Bezeichnung für die passende Garnstärke.

Was bedeutet die Garnstärke „Medium“ oder Worsted?

„Medium“ ist eine gängige Garnstärke, die in den USA als Worsted bezeichnet wird. In Großbritannien liegt sie nahe bei Aran, ist aber in der Regel etwas dünner. Beide Kategorien entsprechen ungefähr dem australischen 10ply.

Der Begriff „Worsted“ bezieht sich ursprünglich auf eine bestimmte Spinnmethode, nicht auf die Dicke des Garns. Deshalb kann es selten vorkommen, dass auch dünnere Garne – wie DK – nach der Worsted-Methode gesponnen sind. Im normalen Handel sieht man das aber kaum, eher bei handgesponnenen Qualitäten.

Eine Maschenprobe mit 4,5–5,5 mm Nadeln ergibt bei dieser Garnstärke meist 16–20 Maschen auf 10 cm. Generell werden für Medium/Worsted-Garne 3,5–5,5 mm Nadeln eingesetzt, je nach Muster und gewünschter Festigkeit.

Medium/Worsted ist eine sehr vielseitige Alltagsstärke – ideal für Pullover, Jacken, Mützen und alles, was etwas Wärme und Struktur braucht.

Aran ist eine traditionelle Bezeichnung für eine Garnstärke, die besonders im britischen und irischen Raum verwendet wird. Der Begriff stammt von den Aran-Inseln vor der Westküste Irlands, wo die berühmten Aran-Pullover – schwere, warme Fisherman-Sweaters mit markanten Zopf- und Strukturmustern – gestrickt wurden.

Für diese Art von dichten, robusten Pullovern wurde ein Garn benötigt, das etwas dicker ist als DK, aber nicht ganz so dick wie Chunky. Daraus entstand die Garnstärke Aran.

In der Praxis bedeutet das:

  • Aran ist etwas dicker als DK, aber dünner als Chunky

  • Maschenprobe: meist ca. 16–20 Maschen auf 10 cm

  • Typische Nadelstärken: 4,5–5,5 mm

  • Oft vergleichbar mit US-Worsted, aber Aran ist in der Regel leicht dicker

Kurz gesagt:

Aran ist eine traditionelle irische Garnstärke, benannt nach den berühmten Aran-Sweaters, und liegt zwischen DK und Chunky.

Was bedeutet die Garnstärke „Chunky“?

„Chunky“ bezeichnet eine dicke Garnstärke. In den USA wird sie als Bulky geführt, in Australien und Neuseeland als 12ply. Auch die isländischen Lopi-Garne gehören in diese Kategorie.

Chunky ist allerdings ein recht weiter Bereich: Viele Hersteller ordnen einfach alles ein, was dicker als 5,5 mm Nadeln verlangt. Dadurch können Garne innerhalb dieser Gruppe in der tatsächlichen Dicke stark variieren – das macht die Suche nach Ersatzgarn manchmal etwas tricky.

Eine Maschenprobe mit Chunky ergibt in der Regel 12–16 Maschen auf 10 cm, gestrickt mit 5,5–8 mm Nadeln. Üblicherweise verwendet man Nadeln zwischen 6 und 8 mm, je nach gewünschtem Ergebnis.

Chunky eignet sich hervorragend für schnelle, warme Projekte – voluminöse Schals, dicke Mützen oder strukturierte Jacken, die im Nu fertig sind.

Überblick über besondere Garnarten – einfach erklärt

Dochtgarn:

Ein einzelner, locker gedrehter Faden. Weich, luftig, aber nicht besonders reißfest. Aus Wolle verfilzt es schnell – perfekt für Filzprojekte.

Flammgarn:

Ein Effektgarn mit unregelmäßigen Verdickungen im Faden. Diese „Flammen“ entstehen beim Spinnen oder Verzwirnen und sorgen für ein lebendiges, ungleichmäßiges Maschenbild.

Bouclégarn:

Ebenfalls ein Effektgarn, erkennbar an kleinen Schlingen oder Knötchen im Faden. Dadurch wirkt das Gestrick weich, plüschig und ein bisschen wie ein zartes Vlies.

Ondégarn:

Ein dickerer Hauptfaden wird locker mit einem dünnen Faden umwickelt. Das ergibt eine leicht wellige, strukturierte Optik.

Tweedgarn:

Markant durch kleine bunte Farbsprenkel („Neps“). Diese werden beim Spinnen eingearbeitet und sitzen fest im Faden. Tweed wirkt rustikal und ist bei Sockenwolle sehr beliebt.

Schlauchförmige Garne

Chainette- bzw. Kettengarn:

Ein gesponnener Faden wird zu einem leichten, kettenartigen Schlauch verarbeitet – ähnlich wie mit einer Strickliesel. Das macht das Garn voluminös, elastisch und besonders warm bei wenig Gewicht.

Schlauchgarn:

Eine fein gestrickte Röhre, die je nach Einsatz gefüllt oder ungefüllt sein kann. Ungefüllt eignet sie sich für Accessoires und Deko, gefüllt mit Alpaka- oder Merinofasern entsteht daraus ein extrem weiches, fluffiges Garn für leichte, kuschelige Strickstücke.

Bändchengarn:

Ebenfalls ein schlauchähnliches Garn, aber flach und ungefüllt – wie ein schmales Band. Häufig aus Baumwolle oder Viskose, ideal für sommerliche Projekte und luftige Maschen.

 

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